Druckversion


Woche 12: 18. - 24. Dezember 2000

Das Wandern ist des ...

Also die Woche 12 ist jetzt, da ich diese Zeilen schreibe (Mitte Januar) ja doch schon eine ganze Weile her. Woran kann ich mich denn noch so erinnern?

Am Mittwoch bin ich mit Verena und Bernd auf den Lions Head geklettert und zwar abends um halb Acht. Ziemlich genial, den Sonnenuntergang von dort oben zu erleben. Während das Stadtzentrum schon im Dunkeln liegt, werden die 12 Apostel (eine Gebirgskette) noch von der Sonne in ein magisches Licht getaucht. Als wir den Weg, der sich spiralförmig um den Berg schlängelt, hoch sind, kamen uns ständig Leute in einem Affenzahn entgegengerannt - die spinnen die Südafrikaner. Das letzte Stück ist dann eine ziemliche Kletterei, da rannte dann keiner mehr. Das Dumme an einem Sonnenuntergang ist, daß es danach ziemlich dunkel ist, zumal auf einem Berg. Der Mond hatte sich für heute auch abgemeldet, so daß die einzige Lichtquelle für den Abstieg eine kleine Taschenlampe war. Kleiner Tip für Nachahmer: geht etwas früher los und nutzt das letzte Licht noch für die erste Kletterpartie abwärts, bis ihr dann wieder auf dem Weg seid.

Am Freitag hat David, der Inhaber der Bunkhouse, Geburtstag. Da ich in der oberen Etage, in der wir leben, noch keinen Weihnachtsbaum gesehen habe, besorge ich als Geburtstagsgeschenk einen Baum aus Drahtgestell - pflegeleicht und lange haltbar, genau das richtige fürs Bunkhouse. Obwohl ich im Feilschen noch nicht sonderlich trainiert bin, handle ich das Teil von R45 auf R25 herunter und die Händlerin spielt sehr professionell die Verzweifelte. Valerie, die Geschäftspartnerin von David will im ein Geburtstagsessen kochen. Das klappt noch grad so in letzter Minute. Es ist nämlich schon fast Mitternacht, bis das Essen endlich auf dem Tisch steht.

Als wäre ein Berg pro Woche nicht genug, lasse ich mich auch noch hinreißen, mit Debbie, Carol, Ian und einigen seiner Freunde am Samstag auf den Tafelberg zu steigen. Wir starten vom Constantia Nek im Süden und gehen bis zum hinteren Plateau zu den Wasserreservoirs. Das ist dann noch nicht ganz oben, aber immerhin. Der Aufstieg ist aber locker zu bewältigen. Der Weg ist sehr gut ausgebaut, nicht zu steil und verläuft weitgehend im Schatten der Bäume. Blickt man hinunter, sieht man Groot Contantia, die Southern Suburbs, die Cape Flats und die False Bay.

Sonntag ist Hl. Abend und es steht Besuch aus Deutschland an. Nicole, Volker, Pia und Simon treffen gegen Mittag in Kapstadt ein und wir werden 3 Wochen lang Südafrika bereisen. Bevor ich zum Flughafen fahre, besorge ich für unseres Weihnachtsfeier noch schnell einen weiteren von den Drahtweihnachtsbäumen auf dem Green Point Market. Hier soll das gute Stück doch glatt R60 kosten. Daß ich auf dem Green Market Square einen solchen Baum für R25 bekommen habe, will der Händler mir zwar nicht so recht glauben, aber das Argument, daß er das Teil ab morgen garantiert nicht mehr los wird, zieht dann doch. Ich nehme das Drahtgestell für R30 mit. Auf dem Weg zum Auto spüre ich die ersten Regentropfen. Bald regnet es in Strömen und die Wolken hängen so tief, wie ich es in Kapstadt noch nie erlebt hab. Und was haben mich alle gewarnt, wie heiß es hier zu Weihnachten werden würde …

Die vier Touristen treffen pünktlich ein und wir fahren direkt zur Sea Scout Base bei Muizenberg, die für die nächsten Tage unser Quartier sein wird. Am Nachmittag klart es dann zum Glück doch noch auf und die Sonne läßt sich wieder blicken. Dem Grillen am Hl. Abend steht also nichts entgegen.

Nach der Bescherung machen wir uns dann noch auf eine kleine Erkundungstour durch Kapstadt. Über die M3 und den schönen De Wal Drive geht es zur Seilbahnstation des Tafelberges. Von hier hat man einen hervorragenden Überblick über die Stadt und kann sich ein wenig Orientierung verschaffen. Weiter geht es übers Klof Nek durch Camps Bay und Hout Bay zum Chapmans Peak. Leider ist die Straße wegen zahlreicher Steinschläge zum Teil gesperrt. Man kann sie zwar nicht mehr ganz durchfahren, aber bis zum Chapmans Point kommen wir noch, um Hout Bay im Licht der untergehenden Sonne zu sehen. Nachdem wir dann noch unsere Füße ins eiskalte Atlantikwasser in Hout Bay gehalten haben, geht es noch kurz zur Waterfront. Zu unserem Erstaunen möchte sich eine Familie aus East-London gerne mit uns fotografieren lassen. Plötzlich stellen wir fest, daß wir ja alle unsere Pfadfinderkluften angezogen hatten. Langsam setzt sich dann doch die Müdigkeit durch und von unseren ursprünglichen Plan, die Mitternachtsmesse in der St. Georges Cathedral zu besuchen, können wir nur noch träumen - im Tiefschlaf.