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Woche 16: 15. - 21. Januar 2001

Zurück in Cape Town

Nach unserer Tour gibt es am Montag erst mal jede Menge zu erledigen. Auto waschen lassen, Fotos entwickeln lassen, Einkaufen, Klamotten waschen...

Da ist dann am Dienstag erst mal ein Tag Erholung vom Urlaub notwendig. Zuerst muss aber mein Auto in die Werkstatt. Zum Glück kann ich übergangsweise noch den Pfadfinderbulli nutzen und stehe nicht völlig ohne fahrbaren Untersatz da. Damit geht es dann erst zum Kirstenbosch Botanical Garden, wo ich einige relaxte Stunden mit Spazierengehen und Lesen verbringe.

Am Mittwoch geht es dann wieder zur Arbeit, wo alles beim alten geblieben ist. Abends dann zum Buena Vista Social Club, einem gemütlichen Café über dem Newscafé in Greenpoint.

Kurz vor meiner Rückkehr wohnte im Bunkhouse für einige Tage Andre, ein in Zürich lebender Deutscher, der schlappe 3 Monate Urlaub in Kapstadt macht. Andre hat sich nun in Gardens, oberhalb der Innenstadt, eine Wohnung gemietet, in der wir (Verena, Andre, sein südafrikanischer Freund Berry und ich) uns am Donnerstag zum Essen treffen. Als wir uns kennenlernen, stellen wir fest, dass wir uns eigentlich schon vom Kapstadt.de Forum im Internet "kennen".

Das kleine Labia-Kino zeigt am Freitag "Long nights journey into day", einen Dokumentarfilm über die "Truth and Reconciliation Commission" ("Wahrheits- und Versöhnungskommission"). Diese von Erzbischof und Nobelpreis-Träger Desmond Tutu geleitete Kommission arbeitete nach der politischen Wende in Südafrika daran, politisch motivierte Verbrechen aus der Zeit des Apartheitsregimes aufzuklären. Der Gedanke war, dass eine Versöhnung zwischen den ehemaligen Unterdrückern und Unterdrückten nur dann möglich ist, wenn die Wahrheit, über das, was geschehen ist, ans Licht kommt. Die Täter sollten sich in aller Öffentlichkeit und gegenüber den Angehörigen der Opfer zu ihren Verbrechen bekennen und die Einzelheiten des Tatherganges schildern. Im Gegenzug erhielten sie, wenn die Kommission und die Hinterbliebenen von der politischen Motivation und der Reue der Täter überzeugt waren, Amnestie. Die Autoren von "Long nights journey into day" greifen aus den vielen tausend Fällen vier heraus und lassen Täter und Hinterbliebene zu Wort kommen. Darunter sind sowohl Fälle von Verbrechen der Polizei gegen Scharze als auch Verbrechen von Schwarzen gegen weiße Zivilisten. Ein eindringlicher Film, der nicht umsonst zahlreiche Preise erhielt. Laut einem Zeitungsbericht waren es leider hauptsächlich ausländische Besucher, die diesen Film in Kapstadts Kinos sahen. Für viele, gerade weiße, Südafrikaner heißt das Motto leider nicht "Wahrheit und Versöhnung" sondern "Vergessen und Verdrängen". Aber das war in Deutschland vor 50 Jahren wohl nicht viel anders.

Am Samstag fehlt irgendwie jegliche Motivation zur Aktivität. Den Tag verbringe ich weitgehend mit Schlafen und Lesen. Abends wird dann im Bunkhouse gegrillt und danach machen wir noch eine kleine Tour durch einige von Kapstadts Kneipen.

Sonntag Vormittag besuchen Verena und ich mal wieder Errol und Pauline in Mitchells Plain. Nach dem Mittagessen geht es gemeinsam zum Kirstenbosch Botanical Garden, wo wir uns noch mit Andre und einem Deutsch-Süfrikanischem Päärchen (Theresa und Siggi) treffen. Im Sommer finden hier Sonntags nachmittags auf einer Open-Air Bühne Konzerte statt. Das Konzert beginnt um 17:30 Uhr. Kommt man nach 15:00 Uhr in den Park, muss man für das Konzert R25 zahlen. Vor 15:00 Uhr wird dagegen nur der reguläre Park-Eintritt von R10 fällig. Also kommen wir, wie die meisten anderen, frühzeitig und verkürzen uns die Zeit mit einem Picknick. Die Südafrikaner sind übrigens wahre Meister im Picknick. Was die alles anschleppen... Auf dem Programm steht heute "Amampondo" eine bekannte Marimba Band aus Kapstadts Township Langa. Mit afrikanischen Rhythmen und einer tollen Bühnenshow sorgt die Band für Stimmung und bringt den überwiegend Weißen Besuchern die Xhosa-Kultur etwas näher.