Franks 6 Monate in Kapstadt
Woche 21: 19. - 25. Februar 2001

Stevens Hochzeit


Gestern abend ist Uwe Bothur, Initiator und Vorsitzender von Nangu Thina, einer Partnerschaftsorganisation europäischer und südafrikanischer Pfadfinder (
www.nangu-thina.de) , in Kapstadt angekommen, nachdem er schon in Mpumalanga und Durban war. Das habe ich zum Anlaß genommen, mir mal wieder von Montag Mittag bis Mittwoch frei zu nehmen.

Wir treffen uns am Montag Nachmittag auf einen Kaffee/Tee in der Waterfront und tauschen erst mal Neuigkeiten über Nangu-Thina und Kapstadt aus. Mit mäßigem Erfolg, versucht Uwe dem Kellner beizubringen, die leere Kaffee-Tasse auf dem Tisch stehen zu lassen, um ein wenig Gemütlichkeit am Tisch zu erhalten. Nach dem Schichtwechsel geht das Erklären dann wieder von vorne los. Anschließend fahren wir kurz zum Canal Walk in Century City, der riesigen neuen Shopping Mall, die Uwe noch nicht gesehen hat.

Kapmalayisches Abendessen im Biesmiellah in der Whale Street im Bo-Kaap Viertel. Wir bestellen beide Krabben-Curry. Das Essen ist o.k. aber nicht umwerfend. Die Atmosphäre ähnelt der einer Mischung aus Mensa und riesiger Imbiss-Stube. Nicht unbedingt weiterzuempfehlen. Für das gleiche Geld sitzt und ißt man im Noon Gun Café viel besser.

Nach dem Essen gehen wir ins "On Broadway" zur einer Show von Pieter Dirk Uys, Südafrikas bekanntestem Kabarettisten. Dessen Paraderolle ist Evita Se Peron (so eine Art Dame Edna Südafrikas). Der Legende nach hat er damals Nelson Mandela den Tip gegeben, diese furchtbaren bunten Hemden zu tragen. In seinem Programm "Dekaffirnated" geht es um die gesellschaftliche Lage nach Ende der Apartheid, political correctness, naive Schwarze und rassistische Weiße. Absolut genial, auch wenn einem das Lachen manchmal im Halse stecken bleibt, wenn er zum Beispiel eine in Hilbrow/Joburg lebende Holocaust-Überlebende spielt, die ihrer Maid erklärt, sie solle in der Küche bloß nichts klauen, alles sei markiert: Die Milch, der Saft, das Salz, ja sogar sie selbst (mit Hinweis auf die tätowierte Nummer auf ihrem Arm). Oder wenn er erklärt, daß die Schwarzen es nicht mögen, wenn bei den Häusern der Weißen die Rosen über die Mauern hängen - weil sie daran immer mit ihren klettverschlußartigen Haaren hängen bleiben. Schwarze und Weiße lieben ihn gleichermaßen.

Dienstag erledige ich noch einiges in der Stadt und suche in der Tygervalley Shopping Mall nach einem Hochzeitsgeschenk für Steven und seine künftige Frau Charmaine. Abends steht eine Versammlung mit Errols Pfadfindergruppe, den Eltern der Pfadis, Uwe und mir auf dem Plan. Errols Gruppe plant im Sommer Deutschland zu besuchen und dazu gibt es noch einiges zu besprechen. Sogar die Presse hat davon Wind bekommen und schickt einen Reporter.

Am Mittwoch fahre ich mit Liv, der Bekannten von André, nochmals in das Township Lwandle. Diesmal besuchen wir noch das Female Empowerment Projekt SAFE, das Frauen berät, Aids-Aufklärung betreibt und auch Jugendarbeit in Lwandle starten möchte. Da stell ich doch gleich mal den Kontakt zu den Pfadfindern her.

Donnerstag besuche ich nochmal die Scouts von Claremont und am Freitag kehren Verena, Fai und Ingo von ihrer Tour in die Transkei zuück und wir machen mal wieder Kartoffelpuffer.

Samstag ist Stevens und Charmaines großer Tag: Die Hochzeit. Ich habe mich mit Errol und Pauline verabredet, um mit ihnen gemeinsam zur Kirche zu fahren. Errol ist noch mit den Pfadis unterwegs und kommt viel zu spät nach Hause. Pauline beklagt sich, daß er auch zur Hochzeit seiner Söhne und sogar zu ihrer eigenen Hochzeit zu spät gekommen sei. Schließlich kommen wir doch noch gerade rechtzeitig zur Kirche, aber nur, um gleich wieder weg zu fahren. Für später wird noch ein weiteres Fahrzeug benötigt und so fahren Errol und ich noch mal zurück und holen mein Auto. Ich komme gerade noch rechtzeitig zum Ja-Wort in die Kirche zurück. Errol verpaßt sogar das noch.

Von der Messe aus fährt die ganze Gesellschaft zu einem Park in Newlands zum Fotos schießen. Dort sind wir allerdings nicht alleine. Der Park ist ein einziges großes Fotostudio. Mehrere Dutzend Hochzeitsgesellschaften wuseln durch den Park und die Fotografen haben damit zu kämpfen, nicht die falschen Leute mit aufs Bild zu bekommen. Nach der Foto-Session fahren wir schließlich zum Festsaal nach Pinelands. Die Feier ist eher dröge, das Essen nicht wirklich gut und viel zu wenig. So gegen halb zehn sind die meisten Gäste gegangen und auch wir machen uns vom Acker. Schade eigentlich.

Naja, so bin ich am nächsten Morgen wenigstens fit, als mich Verena, Fai, Ingo und Matthias fast aus dem Bett klingeln und fragen, ob ich nicht mit auf den Lions Head kommen möchte. Warum auch nicht, bei Tageslicht bin ich ja noch nicht drauf gewesen. Frühstück gibt's unterwegs im Auto. Nach dem anstrengenden Bergaufstieg am Vormittag geht es am Nachmittag zum Strand nach Clifton - das gibt's wohl nur in Kapstadt. Das Wasser hier im Atlantik ist allerdings eiskalt. Länger als 3 Minuten am Stück ist es nicht auszuhalten.


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