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Woche 23: 05. - 11. März 2001

Ich hab frei!

Am letzten Freitag war mein letzter Arbeitstag und ab heute habe ich frei. Den Montag nutze ich zunächst mal, einige Papiere zu beschaffen, die ich noch brauche, um mein Auto zu verkaufen. Nachmittags spanne ich dann etwas im Meereswasser-Freibad in Sea Point aus. Abends lauschen wir im Cafe "Mama Africa" in der Long Street den Rhythmen einer Marimba Band. Lauschen ist vielleicht nicht ganz das richtige Wort, denn es geht ganz schön ab und das nicht gerade leise.

Dienstag hole ich all das in der Innenstadt nach, wozu ich bisher nicht gekommen bin: Cultural Museum, South African Jewish Museum, Spaziergang durch Bo-Kaap, Fotos schießen in der Long Street. Am Abend hat Sarafina mal wieder gekocht und ich werde "genötigt" mitzuessen.

Am Mittwoch fahren wir (Verena, Matthias, Sarafina, Abdullah und ich) zum Blouwbergstrand zum Sonnenuntergang und Picknick. Beides müssen wir jedoch getrennt genießen, da es am Strand so windig ist, daß alles etwas sandig schmecken würde. Der Blick über die Table-Bay auf die Stadt ist allerdings genauso toll, wie es einem die von hier fotografierten Postkartenmotive glauben machen. In einem bläulichen Licht getaucht liegt Kapstadt ganz friedlich am Fuße des majestätischen Tafelberges. Zum Essen haben wir uns ein ganz besonders gemütliches Örtchen ausgesucht: Hinter der Damentoilette finden wir den einzig windgeschützten Ort weit und breit.

Anschließend fahren wir noch über die Tafelberg Road an der Seilbahnstation vorbei zum Devils Peak. In dem Bereich zwischen Devils Peak und Tafelberg hat es eine Woche lang gebrannt und es sind so gut wie keine Bäume mehr übrig geblieben.

Am Donnerstag versuche ich noch einmal beim Bo-Kaap Museum mein Glück, das am Dienstag geschlossen hatte (muslimischer Neujahrstag). Heute ist es geöffnet, aber besonders interessant ist es nicht. In dem Gebäude sind einige Räume so eingerichtet, wie sie es in einem typischen muslimischen Haus in vergangenen Jahrhunderten waren. In einem kleinen Gemeindesaal befindet sich noch eine Fotoausstellung, die den Menschen gewidmet ist, die im Bo-Kaap lebten und leben.

Freitag bringe mein Auto zur Claremart Auktionshalle in Parden Eiland. Dort wird mein Auto hoffentlich in den nächsten Wochen versteigert werden. Ich selber habe leider nicht mehr viel Zeit, mich selber um den Verkauf zu kümmern, da ich noch mal ein bißchen reisen will. Zunächst soll es fürs Wochenende nach Port Elisabeth gehen, wo ich Larry besuchen werde. Larry ist ein südafrikanischer Pfadfinder, den ich im vergangenen Jahr in Deutschland kennengelernt habe. Danach soll es dann weiter nach Durban gehen, von wo aus ich verschiedene Pfadfinderprojekte in KwaZulu/Natal besuchen werde.

Als Transportmittel habe ich mir den Translux Bus ausgesucht. Am Freitag abend um 19:00 Uhr geht es am Hauptbahnhof in Kapstadt los. Unser Bus ist ein Doppeldecker und ich habe einen 2er Platz in oben in der ersten Reihe. Als etwas ungünstig erweist sich der Lautsprecher, direkt über meinem Kopf. So kann ich zwar wunderbar hören, was sich in den Filmen tut, die im Laufe der Fahrt gespielt werden, nur sehen kann ich leider nichts. Der Fernseher hängt etwa einen Meter hinter mir an der Decke. Super nervig.

Ohne wirklich geschlafen zu haben komme ich am Samstag um 6:25 am Green Acre Centre in Port Elisabeth an. Larry erwartet mich dort schon. Zunächst mal fahren wir zu ihm nach Hause, ein kleines Häuschen in einem Coloureds Township, wo er mit seiner Frau und einer kleinen Tochter lebt. Im Laufe des Tages besuchen einige Bekannte, einige der Sehenswürdigkeiten und eine Pfadfinderveranstaltung. Meiner Meinung ist P.E. nicht gerade eine Stadt, die ins touristische Pflichtprogramm gehört. Die Innenstadt ist äußerst häßlich und verbaut - in den vergangen Jahrzehnten sind dort zahlreiche Bausünden begangen worden. Vom ca. 50m hohen Campanile Turm hat man eine ganz schöne Aussicht auf die Stadt - von oben wirkt ja vieles schöner, der Hit ist es aber trotzdem nicht. Abends gibt es dann das obligatorische Braai (Grillen), zu dem noch einige Verwandte kommen, so daß das kleine Haus fast aus allen Nähten platzt.

Am Sontag vertrödeln wir erst mal den Vormittag und fahren dann zum Hafenfestival, das zufällig gerade an diesem Wochenende stattfindet. Es gibt eine Vorführung mit Schnellbooten, die aber wegen des starken Windes abgebrochen werden muß, einige zu besichtigende Schiffe und zahlreiche Verkaufsstände. Anschließend besuchen wir noch den neuen Casino-Komplex "Boardwalk", der mir wesentlich besser gefällt, als die Casinos, die ich bisher gesehen habe - obwohl wir ins eigentliche Casinogebäude gar nicht hereingegangen sind. "Boardwalk" ist zwar nicht so gigantisch wie "Grand West" in Kapstadt, dadurch, daß alle Gebäude sich um einen See herum gruppieren und man sich mehr draußen aufhält, ist hier aber eine ganz nette Atmosphäre entstanden.