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Woche 25: 19. - 25. März 2001

KwaZulu/Natal 2

Montag fahre ich mit Lornas Sohn nach Hillcrest, etwas außerhalb von Durban, wo ich in einer kleinen Werkstatt Produktmuster von verschiedenen Artikeln besorge, die vielleicht durch unser Partnerschaftsnetzwerk in Deutschland verkauft werden könnten. Außerdem besuchen wir noch PheZulu, ein nachgebautes Zulu-Homestead, in dem Touristen ein wenig Zulu-Folklore verkauft wird. Ganz interessant aber doch sehr touri-mäßig und sauteuer.

Dienstag besuche ich dann mit einem Bekannten von Lorna Eshowe, eine kleine Stadt in Zululand, wo ich während unserer Jahreswende-Tour schon mal war. Unter anderem sehen wir uns ein Museum an, das sich der Kunst des Korbflechtens widmet. Was zuerst super langweilig scheint, wird zu einem spannenden Einblick in die Zulu-Kultur. Die sehr kompetente Führerin kann zu jedem Korb oder sonstigem Exponat erklären, welche Bedeutung diesem im Alltag der Zulu zukam und somit sind die Körbe eigentlich nur ein Vehikel, sich in das Leben der Zulu zu denken. Sehr empfehlenswert.

Mittwoch morgen treffe ich mich dann wieder mit Goodenough und seinem Bruder und wir fahren ins entlegene Tugela Ferry. Tugela Ferry liegt in der Provinz Msinga, einer der ärmsten Gegenden KwaZulu/Natals, in der es in den letzten Jahrzehnten immer wieder zu Kleinkriegen zwischen verschiedenen Zulu-Clans kam. Auch hier besuchen wir wieder verschiedene Gemüse- und Hühnerzuchtprojekte. Die Projekte hier sind die Vorzeigeprojekte, in denen auch andere Leiter ausgebildet werden, und in denen sehr eng mit den lokalen Communities zusammengearbeitet wird. Es gibt hier auch eine deutsche Missionsstation, die wir besuchen. Vor der Rückfahrt, werden Goodenough noch 4 lebende Hühner in den Kofferraum gepackt, die auf der 300 km langen Rückfahrt wohl ziemlich durchgeschüttelt werden. Die Nacht verbringe ich wieder bei Bhekie.

Den Donnerstag bin ich im HQ der Scouts und am Freitag besuche ich ein Strassenkinderprojekt mit Imelda Brown, einer Pfadfinderleiterin, die sich darum bemüht, hier Pfadfinderarbeit einzuführen. Bei diesem Projekt handelt es sich um eine erste Auffangstation für Straßenkinder, die mitten in der Innenstadt liegt. Kinder können hier regelmäßig wohnen oder auch einfach nur spontan hereinschauen. Es gibt Schlafräume, eine Krankenstation und ein Kantine. An manchen Tagen kommen pensionierte Lehrer oder Sozialarbeits-Studenten von der Uni Durban-Westville und bieten pädagogische Betreuung an. Da dies jedoch viel zu wenig ist, gibt es Überlegungen für den Einsatz von Praktikanten, optimalerweise mit Pfadfinderhintergrund. Zwei der Studenten führen bereits erste Gruppenstunden durch. Die Freizeitangebote sollen den Kindern Anreiz geben, regelmäßig herzukommen und außerdem Gruppengefühl und Life-Skills vermitteln. Sind Kinder über mehrere Monate regelmäßig hergekommen, so können sie in eine andere Unterkunft verlegt werden und bekommen auch eine formale Schulausbildung. Was ich besonders erschreckend fand: Die Kinder werden hier nicht auf HIV untersucht, da man davon ausgeht, dass sie ohnehin zu 100% HIV-positiv sind.

Am Samstag heißt es dann Abschied nehmen. Steven und Tracy bringen mich morgens zum Bahnhof und dann geht es auf die lange Reise zurück nach Kapstadt. Diesmal fährt der Bus nicht an der Küste entlang sondern durchs Binnenland, durch Freestate und Bloemfontain. Hier gibt es so fantastische Landschaften, dass man vor lauter Staunen kaum zum Lesen kommt.

Nachdem mich David am Sonntag Morgen vom Bahnhof in Kapstadt abholt, wird erst mal ausgeschlafen. Vor einigen Tagen sind noch Verenas Mutter und ein Freund, der am Iron Man teilnehmen will, angekommen. Gemeinsam gehen wir am Sonntag Abend zum Ocean Basket essen, wo es eine tolle Fisch-Platte gibt.